Jäger als wichtiger Partner des Schwarzstorchschutzes
Ende der 80er Jahre tauchten im Frankenwald die ersten Schwarzstörche auf, bis Mitte der 90er Jahre waren ca. 10-12 Brutpaare bekannt.
Der trockene Sommer 2003 und der anschließende starke Borkenkäferbefall der Wälder hatten genau wie der Sturm Kyrill in 2007 auch Auswirkungen auf den Schwarzstorch: etliche bekannte Horste gingen durch die Kalamität verloren.
Daraufhin wurde das Monitoring intensiviert und durch die Zusammenarbeit von Förstern und Jägern mit dem LBV konnten mehrere neue Brutplätze gefunden werden. Glücklicherweise hatten die Vögel also den Frankenwald nicht verlassen, sondern waren innerhalb ihres Revieres umgezogen.
Zahlreiche Beobachtungen von Schwarzstörchen abseits der bekannten Brutplätze legten aber die Vermutung nahe, dass die Zahl der Schwarzstörche im Frankenwald größer ist als bisher bekannt.
Horstfunde waren bisher meist eher dem Zufall zu verdanken, da Schwarzstörche sehr geschickt darin sind, trotz der Größe ihrer Horste diese recht versteckt im Wald anzulegen.
Anlass für den Landesbund für Vogelschutz (LBV), zusammen mit den Bayerischen Staatsforsten und dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) Carsten Rohde, einen der besten Schwarzstorchexperten in Deutschland, mit einer Kartierung zu beauftragen.
In den Jahren 2011-2014 konnte anhand von Flugbeobachtungen und bestimmten Verhaltensweisen die Zahl der Reviere bzw. Brutpaare und durch Ringablesungen die Vernetzung der Störche mit anderen Populationen ermittelt werden.
Eine zeitintensive und aufwändige Methode, die aber wichtige Erkenntnisse über das Vorkommen und deren Bedeutung lieferte: Mit rund 73-75 Brutpaaren beherbergt der Frankenwald mehr als 10% des in Deutschland aktuell bekannten Schwarzstorchbestandes. In den Kernbereichen des Waldes wurde eine für Deutschland bisher einmalige Siedlungsdichte von bis zu 9 Brutpaaren pro 100 km² ermittelt. Eine beeindruckende Zahl, findet der Vorsitzende des LBV in Bayern, Dr. Norbert Schäffer: „Der Schlüssel eines erfolgreichen Schwarzstorchschutzes ist neben der guten Zusammenarbeit der regionalen Akteure eine gute Artenkenntnis, eine für derartige Kartierungen unabdingbare Voraussetzung“.
Aus einer Initiative örtlicher Naturschützer und Förster entwickelte sich das fränkische Schwarzstorchprojekt unter Beteiligung von Bayerischen Staatsforsten, LBV und LfU. Der Präsident des Landesamtes für Umwelt, Claus Kumutat, betonte: „Die Dokumentation der Verbreitung und Häufigkeit des seltenen Schwarzstorches im Frankenwald stellt eine wertvolle Grundlage für den nationalen und internationalen Vogelschutz dar und zeigt, welche Bedeutung dem gemeinschaftlichen Engagement beim Naturschutz zukommt – unter anderem bei der Datenerfassung sowie dem Erhalt und der Sicherung von Lebensräumen.“
Der Frankenwald mit seinen großen, zusammenhängenden Waldgebieten mit klaren Gewässern verbunden mit naturnaher Bewirtschaftung bietet den Schwarzstörchen einen idealen Lebensraum für die Brut und erfolgreiche Jungenaufzucht. Der Vorstand der Bayerischen Staatsforsten, Reinhardt Neft, freut sich im Aktionsjahr Waldnaturschutz über diesen Erfolg und sieht dadurch die naturnahe Bewirtschaftung im Staatswald bestätigt: „Das hohe Schwarzstorchaufkommen im Frankenwald beweist, dass eine naturnahe Waldbewirtschaftung, die zum einen Rücksicht auf sensible Bereiche wie etwa Horstbäume nimmt und zum anderen wichtige Nahrungsbiotope pflegt und anlegt, ideale Bedingungen für den Schwarzstorch schafft.
Die obersten Vertreter von LBV, BaySF und LfU zeigten sich bei einem gemeinsamen Pressetermin im Frühjahr 2015 v.a. beeindruckt von der regionalen Kooperation in Sachen Schwarzstorchschutz, bei der auch die Jäger eine wichtige Rolle spielen.
Da Schwarzstörche zur Brutzeit in Horstnähe sehr empfindlich gegenüber Störungen aller Art sind, ist es wichtig, diese Bereiche zu schützen. Hauptverursacher von Störungen ist der Mensch, egal ob durch forstliche Arbeiten, Freizeitnutzung oder Nachstellen durch allzu begeisterte Schwarzstorchfans.
Jäger und Förster sind daher wichtige Partner des Schwarzstorchschutzes, da sie viel draußen sind und dementsprechend viele Beobachtungen machen. Sie tragen aber auch eine große Verantwortung, wenn es darum geht, Störungen zur Brutzeit in der Umgebung des Horstes zu vermeiden (z.B. Holzeinschlag, Hochsitz aufstellen, Ansitz, etc.)
Für die LBV-Kreisgruppe Kronach sammelt Cordula Kelle-Dingel seit Jahren die Bestandesdaten über die Schwarzstörche im Frankenwald (Horststandorte, Bruterfolg, Sichtbeobachtungen, etc.). Dabei ist sie auf die Unterstützung von Jägern und Förstern angewiesen.
Die gesammelten Informationen über die Horststandorte werden nur für Schutzzwecke verwendet! Zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde werden bei verschiedenen Planungen/ Vorhaben so die Belange des Schwarzstorchschutzes berücksichtigt. So wird beispielsweise bei der Ausweisung von Wanderwegen, Mountain-Bike –und Nordic-Walking-Strecken überprüft, ob diese Routen mit dem Schwarzstorchschutz vereinbar sind, gegebenenfalls werden auch einmal Strecken verlegt.
Aber auch wenn es um Entschärfung gefährlicher Strommasten, künftige Nutzung der Frankenwaldtäler (Naturschutz, Tourismus, Gewässerrenaturierungen, Denkmalpflege bei Flößereieinrichtungen, etc.) und andere Sachen geht, die den Lebensraum des Schwarzstorches betreffen, sind Daten über das Vorkommen der Vögel gefragt.
Viele Jäger behalten ihr Wissen über seltene Arten lieber für sich, was ja an sich auch eine gute Einstellung ist. Leider werden aber bei vielen Projekten Einzelpersonen nicht gefragt.
Deshalb ist es wichtig, Informationen über Brutvorkommen an den LBV bzw. Frau Kelle-Dingel weiterzugeben. Hier ist eine Schnittstelle von Jagd, Forst und Naturschutz vorhanden. Die Daten werden bei einer zentralen Stelle gesammelt und können bei Bedarf für Schutzzwecke abgefragt werden. Das funktioniert vielfach schon recht gut, „ich freue mich immer sehr, wenn mich ein Jäger über einen Horstfund informiert“ so Cordula Kelle-Dingel vom LBV. Das beweise, dass Jagd und Naturschutz gemeinsam viel erreichen können.
Auch die Schwarzstorchvorträge etwa auf HG-Versammlungen oder in der Kronacher Jägerschule sind ein weiterer Baustein für diese Kooperation.
Kontakt:
LBV-Kreisgruppe Kronach
Cordula Kelle-Dingel
Brunnenstr. 20
96332 Pressig
09265-914932
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Links:
Blog von Carsten Rohde:
http://blackstorknotes.blogspot.de/2014/11/der-schwarzstorch-im-frankenwald-2012.html
Ebenfalls von Rohde:
http://www.schwarzstorchberingung.de/
Literaturempfehlungen:
„Der Schwarzstorch“ von Janssen, Hormann, Rohde aus der Neuen Brehm Bücherei, ISBN 3894322195
„Geheimnisvoller Schwarzstorch: Faszinierende Einblicke in das Leben eines scheuen Waldvogels“, Gebundene Ausgabe – 17. Dezember 2014 , von Bengt Thomas Gröbel und Martin Hormann , ISBN: 978-3-89104-786-6